Kapitel 4 - Das Krächzen der Hoffnung Einige Wochen waren vergangen seit der erste dunkle Magier erschaffen wurde. Inzwischen hatte Satan die Dämonen ausgesandt, um mehr Sterbliche für diese Zwecke in die Hölle zu holen. Einige hundert waren zusammengekommen, welche von den Dämonen in der Kunst der dunklen Magie unterrichtet wurden. Dabei waren die Wünsche der Sterblichen ganz unterschiedlich gewesen: Von Reichtum, Gesundheit, Unsterblichkeit bis hin zu Rachegelüsten, Frauen und Länderreien. „Endlich frische Luft“, sprach Perniger zu sich selbst und klopfte sich Staub und Asche aus Fell sowie Kleidung. Nur einige Stunden hatte er immer Zeit sich außerhalb der Hölle zu stärken und auszuruhen, dann würde er zurück gehen, um sein Training fortzusetzen. Das Teleportieren war eines der Dinge, die ihm am meisten Spaß machten, neben dem Geld anhäufen und ausgeben. Soviel hatte er von der Welt zuvor niemals sehen können, aber jetzt stand ihm alles offen. Da er sich nicht so gut aus kannte, war es ihm auch schon einige Male passiert, dass er mitten in einem See auftauchte, auf einem hohen Berg oder sogar im Haus eines Fremden. Inzwischen hatte er sich einen kleinen Beutel zugelegt, den er an seiner Hose trug, dort lagerte er seine Goldmünzen zwischen. Schmerzhaft streckte sich Perniger und kniff dabei etwas die Augen zu: „Das sind Sklaventreiber, aber erst mal was essen.“ In dieser Gegend kannte er sich bereits aus und lief direkt in die Stadt, welche vor ihm lag. Die Häuser hatten einige Schäden, welche vermutlich noch von den Kämpfen mit den Dämonen stammten. Dennoch war es ein gemütlicher Ort, an dem viele Leute lebten und es auch ein tolles Gasthaus gab. Indem er fast täglich aß, Wein trank und seinen Magen mit den teuersten Speisen füllte. Fröhlich pfeifend lief er die Straßen entlang, dabei kam er hier und da an Verkaufsständen vorbei. Obwohl er sich alles was er wollte kaufen könnte, schnappte er sich einen Apfel und biss ein Stück weiter genussvoll hinein: „So gefällt mir das. Schönster Sonnenschein, ich kann alles haben was ich will und niemand kann mich mehr aufhalten.“ Geschickt drehte Perniger den Dolch in seiner Hand und ignorierte den genervten Blick von Falx, welcher ihm gegenüberstand: „Du sollst damit nicht rumspielen, sondern den Stein dort treffen.“ Eigentlich hatte Perniger überhaupt keine Lust dazu, denn mit Dolchen und Messern hatte er schon vorher umzugehen gewusst. Nur weil der Dolch jetzt auch dunkler Magie erschaffen worden war, hieß das nicht, dass es sich völlig anders nutzte. Ein Dolch war ein Dolch. Amüsiert warf Perniger auf den gezeigten Stein: „Zufrieden?“ „Du musst mit mehr Kraft werfen“, ermahnte ihn Falx erneut, „Wenn du den Dolch weit ins Fleisch eindringen lässt, ist dein Gegner schwer beeinträchtigt oder im besten Fall tot.“ „Es ist Zeit die Welt der Lebenden zu erobern“, ertönte Satans düstere Stimme vom Dach seines Schlosses. Wie viele andere, hatte Falx gar nicht bemerkt, dass er dort oben aufgetaucht war. „Geht und erobert die Städte und Dörfer!“, befahlt er ihnen, „Und vernichtet die Lichtmagier!“ Die Dämonen verschwanden Stück für Stück gemeinsam mit den neuen Dunkelmagiern in schwarzem Feuer, um den Befehl des Fürsten auszuführen. Perniger blickte sich um, kaum dass sie vor der Stadt aufgetaucht waren. Es war eine ganz beachtliche Armee, sodass es ein leichtes sein sollte die Stadt zu erobern. „Ergebt euch gleich oder wir zerstören euer Heim, nehmen all euren Reichtum und euer Blut gehört den Dämonen“, verkündigte er sogleich, sich der Überlegenheit sicher. Genervt blickte Falx zu ihm: „Deine Grundkenntnisse über Dämonen müssen wir mal auffrischen. Nicht alle Dämonen trinken Blut.“ Viele der Bewohner versteckten sich in ihren Häusern und verschlossen Türen sowie Fenster. Statt aufzugeben, stellte sich ihnen eine größere Gruppe Männer und Frauen entgegen: „Verschwindet! Wir werden euch unsere Heimat nicht überlassen.“ Murrend blickte Metos zu ihren Gegnern und dann zu Verentia: „Lassen wir die Dunklen Magier zuerst kämpfen. Dann sehen wir direkt, ob der Aufwand sich überhaupt gelohnt hat.“ Da Verentia sowieso niemals selbst kämpfte, wenn es nicht gerade der Mühe wert war, hatte sie gegen Metos‘ Vorschlag nichts einzuwenden: „Na los! Diener Satans zeigt wie mächtig ihr seid!“ Ein Teil der Dunkelmagier rannte direkt los, ließen dabei Schwerter, Dolche oder Messer aus dunkler Magie erscheinen. Überrascht konnten die Lichtmagier beobachten, wie aus schwarzem Rauch sich Waffen bildeten, scharf und gefährlich. „Schutzschild!“, rief jemand aus den Reihen der Lichtmagier über die Gruppe hinweg. Fast zeitgleich streckten diese die Hände aus, als wollten sie die Angreifer mit bloßen Händen abwehren. Stattdessen rannten diese jedoch gegen eine unsichtbare Wand, schlugen mit ihren Waffen darauf ein und bekamen Unterstützung von den hinteren Magiern, welche mit dunklen Magiekugeln auf das unsichtbare Hindernis schossen. Perniger trat sogar einige Male gegen die mysteriöse Wand vor ihm: „Feiglinge! Kämpft doch wie richtige Männer!“ Tatsächlich waren nur wenige Frauen unter den Lichtmagiern. Es schickte sich einfach nicht für eine Frau in den Kampf zu ziehen. Für den Schutz der Familie war der Mann zuständig, aber nicht jede Frau konnte auf einen Mann an ihrer Seite zurückgreifen. Somit zogen sie es vor selbst zu kämpfen. Gabriel hatte diesen Mut mit der Lichtmagie belohnt. „Wir benutzen unseren Kopf“, entgegnete eine der Frauen auf Pernigers Herausforderung, rührte sich aber keinen Zentimeter vom Fleck. „Klar… den Kopf…“, murmelte Perniger vor sich hin, während er mit der Faust gegen das Schutzschild donnerte, „Wieso eigentlich nicht?“ Er ging einige Schritte zurück und blickte sich um. Nicht dass er das Schutzschild sehen konnte, aber die Magier dahinter und das brachte ihn auf eine Idee. Grinsend lief er an einem Lichtmagier nach dem anderen vorbei, bis er schließlich bei dem letzten angekommen war. Dieser stand links neben einem der Häuser und beäugte Perniger skeptisch. „Schau nicht so, ich geh hier nur spazieren“, scherzte Perniger und folgte der Häuserwand bis zur nächsten Straße. Dort stand kein Lichtmagier mehr, der ihm den Weg versperren würde. Testweise streckte er die Hand aus und fühlte keinen Widerstand. Laut lachend rief er den anderen Dunkelmagiern zu: „Lauft einfach um sie rum! Sie können nicht überall ihre Wände aufstellen!“ „Scheint so, als würde unser kleiner Dieb nicht nur mit Magie kämpfen“, meinte Falx zu den anderen beiden. Wie alle anderen Dämonen hielten sich die drei bisher aus dem Kampf heraus. „Er hat eine ganz schön große Klappe“, entgegnete Verentia, während die Dunkelmagier sich aufteilten und in alle Richtungen ausströmten. „Stellt euch ihnen entgegen“, ertönte erneut eine Stimme aus den Reihen der Lichtmagier. Die Verteidigung wurde fallen gelassen, das Schutzschild löste sich auf, während die Lichtmagier versuchten ihre Gegner abzufangen. Diese hatten selbst keine Waffen und konnten auch ihres Wissens keine aus ihrer Magie erschaffen. Stattdessen attackierten sie mit Lichtmagiekugeln, blendeten ihre Gegner mit reinem Licht oder kämpften gar mit den Fäusten. „Arbeitet im Team“, erklang es erneut aus den Reihen der Lichtmagier, „konzentriert euch mehr auf den Fernkampf.“ Perniger lauerte in einer Nebenstraße, dicht an die Wand geschmiegt, auf seinen nächsten Gegner. Ihm gefiel die Aufregung, der Nervenkitzel, es hatte etwas, wie beim Stehlen. Flink sprang er aus seinem Versteck hervor, nutzte den Überraschungsmoment und stieß den Dolch tief zwischen die Rippen des Lichtmagiers. Schmerz krümmend brach dieser zusammen, aber er war nicht alleine. Sein Teampartner schoss direkt mit Lichtmagiekugeln auf Perniger, der etwas überrumpelt mehrfach getroffen wurde. Taumelnd versuchte er sich auf den anderen Lichtmagier zu stürzen. In all der Aufregung hatte er ganz vergessen, dass sein Dolch noch in den Rippen des anderen steckte und musste so seine Fäuste für den Angriff spontan nutzen. Weitere Treffer prasselten auf seinem Körper nieder, ehe Perniger zu Boden fiel, wobei er sich schmerzend zusammen zog und schließlich in schwarzem Rauch vor den Augen des Lichtmagiers verschwand. Dieser beugte sich nun zu seinem Kameraden herunter: „Atme ruhig. Ich werde dich heilen.“ Nachdenklich blickte Verentia zum Schloss des Fürsten. Erneut hatten sie den Kampf verloren. Zwar hatten die Dämonen schließlich noch ein paar Häuser in Brand gesteckt, sowie ein paar Lichtmagier ausgeschaltet, jedoch waren dann die Engel hinabgestiegen. Niemand konnte gegen Licht kämpfen, somit hatten sie sich zurückgezogen. „Ich muss meine Wunden kühlen“, jammerte Perniger, welcher sich über die schmerzenden Stellen rieb, was fast seinen ganzen Körper betraf, „Wenn ihr mich sucht, ich organisiere mir Wasser.“ „Mach was du willst“, kommentierte Falx das nur beiläufig und blickte fragend zu Verentia, „Es sind noch gar nicht alle wieder zurück. Das muss noch nichts heißen.“ Hörbar atmete sie aus: „Ich hatte so gehofft, dass es die Lösung für unser Problem wird, aber jetzt…“ Aus dem Augenwinkel sah Falx noch wie Perniger sich in schwarzem Rauch auflöste und verschwand: „Wir sind gescheitert ok aber das ist nicht der Untergang unseres Volkes. Sieh dich um, wir sind noch da. Solange wir leben, werden wir kämpfen. Schließlich sind wir Dämonen.“ „Du hat ja recht“, entgegnete Verentia, „Und ich repräsentiere alle Dämoninnen in diesem Kampf. Ich darf nicht aufgeben und werde es schaffen.“ Lächelnd nickte Falx ihr zu: „So kennen wir die Ehrfürchtige. Immer stolz und kampfbereit.“ Lichterloh brannten die Häuser auf dem Dorfplatz. Einige Dämonen waren mit anderen normalen Leuten einfach dort aufgetaucht. Im ersten Moment hatte Candidus gedacht, dass es Gefangene waren, Druckmittel oder die Dämonen sie als Schutzschilde nutzen würden, aber nichts von alledem traf zu. Sie nutzten ebenfalls Magie, aber keine leuchtende Magie, sondern dunkle. Die gleiche Magie, welche auch die Dämonen nutzten. Ehe man sich versah, waren die dunklen Magier auf die Bewohner los gegangen und die Dämonen hatten die umliegenden Häuser angezündet. Candidus war zu diesem Zeitpunkt auf dem Marktplatz gewesen und wollte seine Ernte gegen andere Dinge tauschen, so wie es üblich war. Stattdessen fand er sich in einem Kampf wieder. Die Schutzschilde hatten die Angreifer schnell umgangen und griffen mit Schwertern, Dolchen und Messern an. Gabriels Engel kamen schon nach kurzer Zeit zur Hilfe geeilt, aber das Feuer hörte nicht auf zu lodern. „Holt mehr Wasser!“, rief Candidus den anderen Bewohnern zu, die keine Magie besaßen. Er selbst, sowie die anderen Magier versuchten noch immer gemeinsam mit den Engeln, die Angreifer zu vertreiben. Eine kleine Lichtkugel nach der anderen tauchte in ein Element ein und griffen dann permanent die Dämonen und Dunkelmagier an. Candidus attackierte mit Lichtmagiekugeln, blickte sich immer wieder nach seinen Mitstreitern und möglichen Verletzten um: „Nicht nachlassen. Gabriel behütet uns, seine Engel helfen uns. Wir schaffen das.“ Sein starker Glaube an die Fähigkeiten und Gabriel selbst halfen nicht nur ihm, sondern bestärkten auch die anderen Magier. Sie hatten das Licht empfangen, um ihre Liebsten zu schützen und genau das würden sie auch tun. Während die dunklen Magier sich größtenteils auf den Nahkampf konzentrierten, versuchten die Lichtmagier sich von ihnen fern zu halten. Kamen die Dunkelmagier ihnen zu nahe, erzeugten sie konzentriertes Licht, um diese zu blenden und wieder Abstand zu gewinnen. Ihr Glück war es, dass die Dämonen sich tatsächlich im Hintergrund hielten. Allerdings war das Feuer geradezu außer Kontrolle geraten. Die Engel schickten weitere Lichtelfen hinab. Für Candidus und die anderen waren es nur kleine Lichtkugeln, die ihren Weg zum Gegner suchten, dass darin sich eine Art kleines Wesen verbarg, ahnte keiner. Eine Gruppe von Lichtelfen tauchte in die Flammen ein und nahm damit das Element des Feuers an. Gezielt griffen diese die Dunkelmagier an, denn die Engel wussten, dass Dämonen nicht verbrennen konnten. Es würde sie zwar schmerzen, jedoch nicht abschrecken. Die Dunkelmagier schrien jedoch auf, als sie mit den Feuerelfen in Berührung kamen oder warfen sich panisch auf den Boden, wenn ihre Kleidung Feuer fing. Die Hitze des Feuers machte Candidus zu schaffen, während er weiter die Dunkelmagier attackierte. Es wurden weniger. Immer mehr verschwanden einfach in schwarzem Rauch. Die Engel setzten noch einmal nach mit einer neuen Gruppe Lichtelfen, welche erneut ins Feuer eintauchte. Allerdings verließen nicht alle Lichtelfen das Feuer wieder sofort, eine schien zu fehlen. Den Magiern, Dämonen und Dorfbewohnern fiel das gar nicht auf. Viel zu sehr waren sie mit dem eigentlichen Kampf beschäftigt. Ein junger Wolf, etwa im Alter von 20 Jahren, lief unbekleidet aus den Flammen des brennenden Hauses. Er wirkte unverletzt, aber verwirrt. Candidus bemerkte ihn aus dem Augenwinkel: „Bist du verletzt?“ Seltsamer Weise hatte Candidus ihn noch nie dort gesehen, dabei kannten sich alle in dem kleinen Dorf. War er ein Obdachloser, der sich bisher im Dorf versteckt hatte? Es folgte keine Antwort auf Candidus’ Frage. Dieser konnte sich auch nicht groß um ihn kümmern, da er noch immer auf seine eigene Verteidigung achten musste sowie die restlichen Angreifer vertreiben. Der fremde Wolf setzte sich in Bewegung, klopfte sich auf die Brust, als würde er nach Atem ringen und plötzlich schoss ein Feuerstrahl aus seinem Mund, sowie man es sonst von Dämonen nur kannte. Candidus nahm ihn nun natürlich als Gegner war, aber der Fremde schien genauso erschrocken und rannte davon. Kurz überlegte Candidus ihm zu folgen, entschied sich jedoch seine Kameraden nicht im Stich zu lassen. Endlich war auch der letzte Dunkelmagier in schwarzem Rauch verschwunden. Kurz darauf zogen sich auch die Dämonen zurück, welche stattdessen in schwarzen Flammen aufgingen. Die Lichtmagier hatten jedoch keine Zeit sich auszuruhen und begann los zu rennen, um mehr Wasser zu holen. Einige Häuser waren bereits verloren, aber es galt die angrenzenden Häuser zu schützen. Die Engel über ihren Köpfen ließen die Lichtelfen verschwinden, ihre Aufgabe war getan. Die hellen Gestalten stiegen nun wieder höher in den Himmel und verschwanden schließlich. Eimer um Eimer wurde aus dem Brunnen nach oben geholt. „Macht schneller!“ „Die Flammen werden einfach nicht kleiner.“ „Wir brauchen mehr Wasser!“ „Das Feuer breitet sich auf die Felder aus!“ Von überall erklangen die Stimmen. Hatten sie den Kampf wirklich gewonnen? Von dem Dorf würde vermutlich nichts als Asche bleiben. Candidus blickte in den Himmel: „Gabriel, bitte, wenn ihr irgendwas tun könnt, dann bitte helft uns.“ Sie würden es unmöglich alleine schaffen über die Flammen Herr zu werden. Zwischen dem ganzen Rauch, welcher zum Himmel zog, schienen sich auch andere Wolken zu bilden. In Candidus keimte ein Hoffnungsschimmer auf: „Regen, bitte lass es regnen.“ Tatsächlich zuckte ein Blitz zwischen den Wolken entlang, es donnerte und dicke Regentropfen ergossen sich in einem wahren Wasserschwall über das Dorf. Die Bewohner blieben stehen, steckten teilweise die Arme aus und ließen den Regen dankbar auf sich hinab prasseln. Es war ein wahres Wunder. Das Feuer erlosch, der Geruch von nasser Asche war überall im Dorf. Viele der Dorfbewohner, welche im Zentrum lebten, hatten alles in den Flammen verloren. Langsam begann der Regen nachzulassen und der Verlust sowie das ganze Ausmaß der Vernichtung wurde den Dorfbewohnern bewusst. Es waren die Überreste eines Schlachtfeldes. Candidus hatte selbst nicht viel, aber sein Haus stand weiter abseits des Dorfes und war somit verschont geblieben: „Ich kann ein paar Leute aufnehmen bis wir die Häuser wiederaufgebaut haben. Sicher haben auch andere Platz.“ Er blickte sich um, zustimmend nickten einige Leute: „Wer keinen Schlafplatz hat, kommt bei Nachbarn und Freunden unter. Das kriegen wir schon hin.“ Man konnte die Erleichterung der nun Obdachlosen spüren, sie würden nicht elendig auf der Straße sterben. Müde blickte Candidus auf sein Feld. Er hatte Glück gehabt und seiner Familie war nichts geschehen. Dennoch machte er sich sorgen, denn die Kämpfe würden sicherlich nicht so bald enden. Sein Leben als Bauer war ihm immer genug gewesen, jetzt nutzte er Magie. Es schien noch immer etwas befremdlich. Schützend hielt er sich den Arm vor Augen, als ein grelles Licht vor ihm auftauchte aus welchen Gabriel erschien: „Ihr habt euch gut geschlagen heute.“ Einen kurzen Moment brauchte Candidus noch, ehe er respektvoll antwortete: „Eure Engel haben uns viel geholfen. Ohne euch, eure Magie, eure Engel… wir wären alle tot. Wir alle sind euch unendlich dankbar.“ „Du hast einen starken Glauben“, bemerkte Gabriel lächelnd, „und die Lichtmagier brauchen einen Anführer. Ich möchte dir die Krähenmagie geben.“ „Ich bin doch nur ein Bauer, ich weiß doch gar nicht, was diese Krähenmagie sein soll. Ihr solltet jemand andern auswählen. Jemanden in einer höheren Position“, protestierte Candidus doch etwas erschrocken über Gabriels Vorschlag. „Es ist eine besondere Magie“, erklärte Gabriel in ruhigem Ton, „Eine stärkere Form der Lichtmagie. Ich habe dieser Magie die Form einer Krähe gegeben, als Symbol der Bindung zwischen Leben und Tod. Außerdem hat die Lichtmagie noch viel mehr Möglichkeiten, als ihr bisher nutzt. Ich denke, du bist der Richtige, um dein Volk, das Volk der Lichtmagier, zu führen.“ „Ich habe keine Ahnung, wie man ein Volk führt“, widersprach er erneut und blickte etwas hilflos zu Gabriel, „So sehr mich euer Angebot auch ehrt.“ Lächelnd hob Gabriel die Hand und legte sie Candidus auf die Brust: „Ich werde dir helfen, du bist nicht alleine. Dein Glaube ist deine größte Stärke. Vergiss das nicht.“ Dann begann Candidus zu leuchten, immer stärker und stärker. Er schloss die Augen, entspannte sich aber schnell, da das Licht sich warm und freundlich anfühlte. Das Licht verschwand in seinem Körper und ein hellgraues Krähensymbol erschien über seinem linken Auge. Es wirkte wie eine Fellzeichnung, ungewöhnlich, aber natürlich. Candidus blickte auf seine Hände und dann unschlüssig zu Gabriel: „Es fühlt sich nicht viel anders an.“ „Deine Kinder sollen es auch bekommen. Wenn du einmal nicht mehr bist, müssen sie sich selbst verteidigen können und ihr Volk führen“, erklärte Gabriel ihm sanft, „Keine Sorge, sie werden es einmal besser beherrschen als du. Sie wachsen damit auf und es wird schnell ein normaler Bestandteil ihres Lebens.“ Candidus drehte sich zu seinem Haus: „In Ordnung, ich werde sie holen. Wartet kurz hier.“ Schnellen Schrittes ging er ins Haus, um seine Tochter und seinen Sohn zu Gabriel zu bringen. Auch wenn ihn die Situation noch überforderte, vertraute er Gabriel vollkommen. Zum Wohle seiner Familie würde er zu dem Anführer werden, denn Gabriel in ihm sah. Die Zweifel musste er beiseite schieben. Erneut zeigte ihm Gabriel, wie er eine Magiekrähe heraufbeschwor. Es war wie eine Lichtmagiekugel, nur dass es die Gestalt einer Krähe an nahm und wesentlich konzentrierter war. Bisher hatte Candidus damit erhebliche Probleme. Zwar konnte man einen Hauch von Flügeln erkennen, während er die Magie bündelte und versuchte ihr eine Form zu verleihen, jedoch brauch das Konstrukt jedes Mal wieder zusammen. „Du darfst dich nicht so verkrampfen. Denk an schöne Dinge, die Personen, die dir wichtig sind und lass deine stärkten positiven Gefühle sanft durch deinen Körper gleiten. Es ist wie ein Fluss und am Ende dessen entsteht ein prachtvoller See“, erklärte Gabriel ihm geduldig. Mit tiefen Atemzügen versuchte Candidus sich selbst zu entspannen und nahm einen neuen Versuch in Angriff: „Fließen lassen.“ Konzentriert versuchte er seine tiefsten Gefühle in den Magiefluss umzuwandeln. Statt einer Krähe entstand ein grelles Licht, welches wie ein kurzes, aber sehr starkes Aufblitzen die nähere Umgebung blendete. „Mach eine Pause und übe für dich später weiter. Wenn du es geschafft hast, werde ich wiederkommen und dir zeigen, wie du sie lenkst und noch größer bekommst. Für heute soll das aber reichen“, meinte Gabriel lächelnd, „Du machst das wirklich gut, Candidus. Zerbrich dir nicht so viel den Kopf.“ Nickend, aber etwas geknickt, stimmte Candidus diesem zu: „Vielen Dank für alles. Ich kann das wirklich nicht oft genug sagen.“ „Bevor ich jetzt gehe, Candidus“, begann Gabriel erneut, als wäre ihm noch etwas Wichtiges eingefallen, „Ich werde es alle Lichtmagier wissen lassen, dass du ihr Anführer bist und von mir ausgewählt wurdest. Niemand wird dich in Frage stellen. Das Volk der Lichtmagier soll ein Volk von Beschützern und Bewahrern sein. Ich bin mir sicher, dass du genau das vermitteln wirst.“ Ehe Candidus darauf noch etwas erwidern konnte, verschwand Gabriel im grellen Licht und nichts als eine weiße Feder blieb, welche sich ebenfalls auflöste. „Ich soll eine Pause machen…“, seufzte er und ging zu seinem Haus, „Wie soll ich mich denn mit all diesen Dingen im Kopf entspannen?“ Es waren inzwischen einige Monate vergangen seit dem Candidus die Krähenmagie von Gabriel erhalten hatte. Mit viel Übung konnte er schließlich diese auch meistern. Die Häuser des Dorfes waren zum Großteil wiederaufgebaut worden, allerdings hatten sie zwischenzeitlich immer wieder einige Rückschläge durch den Angriff der Dämonen und Dunkelmagier. Candidus hatte begonnen die Lichtmagier besser einzuteilen, dabei hatte er drei Gruppen gebildet. Die beiden größten Gruppen bestanden einmal aus den Lichtmagiern, die sich auf die Verteidigung spezialisierten und somit das Schutzschild versuchten optimal einzusetzen. Zum anderen gab es die Gruppe der Magier, die in den direkten Nah- oder Fernkampf gingen. Diese spezialisierten sich auf die Angriffsmagie, Geschwindigkeit und Strategie. Neben diesen beiden größeren Gruppen gab es die Gruppe der Heiler. Sie konzentrierten sich darauf die Verletzten zu versorgen und Krankheiten vorzubeugen oder zu bekämpfen. Diese neue Aufteilung hatte sich schon nach kurzem sehr bewährt. Gut verteilt schafften es die Lichtmagier sogar den Großteil des Dorfes durch einen riesigen Schutzschild zu schützen. Somit wurden die Kämpfe im äußeren Bereich ausgetragen und die Nichtmagier konnten sich so im Dorfinnern in Sicherheit bringen. „Habt ihr alles?“, vergewisserte sich Candidus erneut bei seiner Frau und den Kindern. Nachdem er erfolgreich das Dorf zu seinem sichereren Ort gemacht hatte, wollte er nun weiter ziehen zu anderen Dörfern und Städten. Er hatte das Gefühl, dass Gabriel so etwas erwartete, damit er überall die Lichtmagier unterstützen konnte. Von ihnen hing es schließlich ab, ob sie vom Fürsten der Finsternis unterworfen werden würden oder ob sie hoffentlich in eine Zukunft gingen, die ihnen allen Frieden brachte. „Wir können los“, bestätigte ihm seine Frau, „Ich hoffe, wir bereuen diesen Entschluss nicht.“ „Gabriel wird mit uns sein“, entgegnete Candidus und blickte dann in den Himmel, „Er wacht über uns alle.“ Voller Dreck und Asche stand Perniger vor dem Erdloch in welchem er seine Schätze versteckte. Immer und immer wieder griff er in seine Tasche und holte neue Goldstücke hervor, die er hin abfallen ließ. Fröhlich grinste er in sich hinein: „Wenn ich so weiter mache, brauche ich bald ein größeres Loch.“ Durch die vielen Kämpfe mit den Lichtmagiern in den letzten Monaten hatte er es immer schwieriger in einigen Orten dort Geld auszugeben, da man ihn als Dunkelmagier erkannte und direkt Angriff. Daher achtete er immer mehr darauf nur noch Orte aufzusuchen, in denen er noch keinen Angriff mitgemacht hatte. Immer wieder blickte er sich um, ob nicht doch jemand in den Wald kommen würde und sein Versteck entdeckte. Schließlich könnte man das Klimpern der Goldmünzen noch ein Stück weiter hören. Perniger würde dann auch nicht davor zurück schrecken den ungebetenen Gast zu töten. „Noch einmal“, sprach Perniger zu sich selbst und griff erneut in seine Taschen, um eine weitere Ladung Goldmünzen hervor zu holen. Diese ließ er ebenfalls in sein Schatzloch fallen, ehe er zu seiner Schaufel griff und dieses Stück für Stück wieder mit Erde zuschüttete. Sicherlich hätte er sich davon ein Haus kaufen können, gut leben können und dennoch weiterhin in Satans Diensten stehen, jedoch hatte Perniger zu viel Angst, dass er selbst bestohlen werden würde. Daher zog er es vor seinen Schatz weiterhin zu vergraben und immer mal wieder zu mehren. Glücklicher Weise war Damons Bein gut verheilt, aber daran hatte er auch niemals gezweifelt. Dämonen waren da ziemlich resistent und ihr Körper heilte gut, meist ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Da Damon keine offene Wunde gehabt hatte, war auch keine Narbe zu sehen. Gerade war Damon auf Portunus unterwegs, lief über eine weite Ebene und wusste nicht so genau wohin er eigentlich wollte. Dimicatio war wieder zu seinem sogenannten Schattentor zurückgekehrt. Auf seine Unterstützung brauchte er nicht zu warten. Die meiste Zeit war Damon in der Wüste auf dem Kontinent Fidius unterwegs gewesen. Da er wie die meisten Dämonen weder Wasser noch Nahrung brauchte, hatte es auch keine Eile gehabt. Wäre er ein Blutdämon, hätte er auf die Blutspende eines anderen Dämons hoffen oder aber schnellstmöglich eine der wenigen Wüstenstädte und -dörfer der Sterblichen erreichen müssen. Doch Damons Fähigkeit war die Wiedergeburt. Noch immer wusste er nichts davon, dass Satan die Dämonen nicht getötet, sondern nur versklavt hatte. Damon blieb verwundert stehen und blickte zu dem Dorf, welches sich unweit von ihm befand. Rauchschwaden stiegen empor und färbten den Himmel schwarz. Die Sonne stand bereits tief, welches dazu führte, dass Damon nicht gleich erkannte, dass die Flammen in dem Dorf ebenfalls pechschwarz und nicht rötlich-orange waren. Dennoch hatte seine feine Dämonennase den Geruch eines anderen Dämons aufgefangen. Er glaubte nicht, dass es Dimicatio wäre. Dessen Geruch war auch eher mild und leicht im Gegensatz zu den meisten Dämonen. Dieser Geruch wirkte schwer und hatte die starke Anhaftung von Asche, welches jedoch durch das Feuer kommen konnte. Entschlossen dem nachzugehen lief Damon auf das brennende Dorf zu. Vielleicht hatte noch ein Dämon überlebt, aber was würde dieser in einem Dorf machen? Ein Blutdämon auf Nahrungssuche? Hatte er das Feuer verursacht? Warum? Es erschien überhaupt keinen Sinn zu machen. Als er das Dorf erreichte, bot sich ihm ein fragwürdiger Anblick. Zwischen den Flammen der Häuser kämpften Sterbliche, welche mit Kugeln aus Licht die Dämonen angriffen. Auf anderer Seite die Dämonen, welche nur halbherzig kämpften, unterstützt von weiteren Sterblichen die dunkle Magie beherrschten. Damon verstand die Welt nicht mehr. Er fühlte Erleichterung darüber, dass noch Dämonen lebten, Verwunderung über das, was da geschah und Entsetzen über die Magie, welche auf einmal Sterbliche benutzen konnten. Es schwankte zwischen Glück über die überlebenden Dämonen und Verzweiflung über das, was er mit seiner verrückten Idee angerichtet hatte.

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Kapitel 4 - Das Krächzen der Hoffnung Einige Wochen waren vergangen seit der erste dunkle Magier erschaffen wurde. Inzwischen hatte Satan die Dämonen ausgesandt, um mehr Sterbliche für diese Zwecke in die Hölle zu holen. Einige hundert waren zusammengekommen, welche von den Dämonen in der Kunst der dunklen Magie unterrichtet wurden. Dabei waren die Wünsche der Sterblichen ganz unterschiedlich gewesen: Von Reichtum, Gesundheit, Unsterblichkeit bis hin zu Rachegelüsten, Frauen und Länderreien. „Endlich frische Luft“, sprach Perniger zu sich selbst und klopfte sich Staub und Asche aus Fell sowie Kleidung. Nur einige Stunden hatte er immer Zeit sich außerhalb der Hölle zu stärken und auszuruhen, dann würde er zurück gehen, um sein Training fortzusetzen. Das Teleportieren war eines der Dinge, die ihm am meisten Spaß machten, neben dem Geld anhäufen und ausgeben. Soviel hatte er von der Welt zuvor niemals sehen können, aber jetzt stand ihm alles offen. Da er sich nicht so gut aus kannte, war es ihm auch schon einige Male passiert, dass er mitten in einem See auftauchte, auf einem hohen Berg oder sogar im Haus eines Fremden. Inzwischen hatte er sich einen kleinen Beutel zugelegt, den er an seiner Hose trug, dort lagerte er seine Goldmünzen zwischen. Schmerzhaft streckte sich Perniger und kniff dabei etwas die Augen zu: „Das sind Sklaventreiber, aber erst mal was essen.“ In dieser Gegend kannte er sich bereits aus und lief direkt in die Stadt, welche vor ihm lag. Die Häuser hatten einige Schäden, welche vermutlich noch von den Kämpfen mit den Dämonen stammten. Dennoch war es ein gemütlicher Ort, an dem viele Leute lebten und es auch ein tolles Gasthaus gab. Indem er fast täglich aß, Wein trank und seinen Magen mit den teuersten Speisen füllte. Fröhlich pfeifend lief er die Straßen entlang, dabei kam er hier und da an Verkaufsständen vorbei. Obwohl er sich alles was er wollte kaufen könnte, schnappte er sich einen Apfel und biss ein Stück weiter genussvoll hinein: „So gefällt mir das. Schönster Sonnenschein, ich kann alles haben was ich will und niemand kann mich mehr aufhalten.“ Geschickt drehte Perniger den Dolch in seiner Hand und ignorierte den genervten Blick von Falx, welcher ihm gegenüberstand: „Du sollst damit nicht rumspielen, sondern den Stein dort treffen.“ Eigentlich hatte Perniger überhaupt keine Lust dazu, denn mit Dolchen und Messern hatte er schon vorher umzugehen gewusst. Nur weil der Dolch jetzt auch dunkler Magie erschaffen worden war, hieß das nicht, dass es sich völlig anders nutzte. Ein Dolch war ein Dolch. Amüsiert warf Perniger auf den gezeigten Stein: „Zufrieden?“ „Du musst mit mehr Kraft werfen“, ermahnte ihn Falx erneut, „Wenn du den Dolch weit ins Fleisch eindringen lässt, ist dein Gegner schwer beeinträchtigt oder im besten Fall tot.“ „Es ist Zeit die Welt der Lebenden zu erobern“, ertönte Satans düstere Stimme vom Dach seines Schlosses. Wie viele andere, hatte Falx gar nicht bemerkt, dass er dort oben aufgetaucht war. „Geht und erobert die Städte und Dörfer!“, befahlt er ihnen, „Und vernichtet die Lichtmagier!“ Die Dämonen verschwanden Stück für Stück gemeinsam mit den neuen Dunkelmagiern in schwarzem Feuer, um den Befehl des Fürsten auszuführen. Perniger blickte sich um, kaum dass sie vor der Stadt aufgetaucht waren. Es war eine ganz beachtliche Armee, sodass es ein leichtes sein sollte die Stadt zu erobern. „Ergebt euch gleich oder wir zerstören euer Heim, nehmen all euren Reichtum und euer Blut gehört den Dämonen“, verkündigte er sogleich, sich der Überlegenheit sicher. Genervt blickte Falx zu ihm: „Deine Grundkenntnisse über Dämonen müssen wir mal auffrischen. Nicht alle Dämonen trinken Blut.“ Viele der Bewohner versteckten sich in ihren Häusern und verschlossen Türen sowie Fenster. Statt aufzugeben, stellte sich ihnen eine größere Gruppe Männer und Frauen entgegen: „Verschwindet! Wir werden euch unsere Heimat nicht überlassen.“ Murrend blickte Metos zu ihren Gegnern und dann zu Verentia: „Lassen wir die Dunklen Magier zuerst kämpfen. Dann sehen wir direkt, ob der Aufwand sich überhaupt gelohnt hat.“ Da Verentia sowieso niemals selbst kämpfte, wenn es nicht gerade der Mühe wert war, hatte sie gegen Metos‘ Vorschlag nichts einzuwenden: „Na los! Diener Satans zeigt wie mächtig ihr seid!“ Ein Teil der Dunkelmagier rannte direkt los, ließen dabei Schwerter, Dolche oder Messer aus dunkler Magie erscheinen. Überrascht konnten die Lichtmagier beobachten, wie aus schwarzem Rauch sich Waffen bildeten, scharf und gefährlich. „Schutzschild!“, rief jemand aus den Reihen der Lichtmagier über die Gruppe hinweg. Fast zeitgleich streckten diese die Hände aus, als wollten sie die Angreifer mit bloßen Händen abwehren. Stattdessen rannten diese jedoch gegen eine unsichtbare Wand, schlugen mit ihren Waffen darauf ein und bekamen Unterstützung von den hinteren Magiern, welche mit dunklen Magiekugeln auf das unsichtbare Hindernis schossen. Perniger trat sogar einige Male gegen die mysteriöse Wand vor ihm: „Feiglinge! Kämpft doch wie richtige Männer!“ Tatsächlich waren nur wenige Frauen unter den Lichtmagiern. Es schickte sich einfach nicht für eine Frau in den Kampf zu ziehen. Für den Schutz der Familie war der Mann zuständig, aber nicht jede Frau konnte auf einen Mann an ihrer Seite zurückgreifen. Somit zogen sie es vor selbst zu kämpfen. Gabriel hatte diesen Mut mit der Lichtmagie belohnt. „Wir benutzen unseren Kopf“, entgegnete eine der Frauen auf Pernigers Herausforderung, rührte sich aber keinen Zentimeter vom Fleck. „Klar… den Kopf…“, murmelte Perniger vor sich hin, während er mit der Faust gegen das Schutzschild donnerte, „Wieso eigentlich nicht?“ Er ging einige Schritte zurück und blickte sich um. Nicht dass er das Schutzschild sehen konnte, aber die Magier dahinter und das brachte ihn auf eine Idee. Grinsend lief er an einem Lichtmagier nach dem anderen vorbei, bis er schließlich bei dem letzten angekommen war. Dieser stand links neben einem der Häuser und beäugte Perniger skeptisch. „Schau nicht so, ich geh hier nur spazieren“, scherzte Perniger und folgte der Häuserwand bis zur nächsten Straße. Dort stand kein Lichtmagier mehr, der ihm den Weg versperren würde. Testweise streckte er die Hand aus und fühlte keinen Widerstand. Laut lachend rief er den anderen Dunkelmagiern zu: „Lauft einfach um sie rum! Sie können nicht überall ihre Wände aufstellen!“ „Scheint so, als würde unser kleiner Dieb nicht nur mit Magie kämpfen“, meinte Falx zu den anderen beiden. Wie alle anderen Dämonen hielten sich die drei bisher aus dem Kampf heraus. „Er hat eine ganz schön große Klappe“, entgegnete Verentia, während die Dunkelmagier sich aufteilten und in alle Richtungen ausströmten. „Stellt euch ihnen entgegen“, ertönte erneut eine Stimme aus den Reihen der Lichtmagier. Die Verteidigung wurde fallen gelassen, das Schutzschild löste sich auf, während die Lichtmagier versuchten ihre Gegner abzufangen. Diese hatten selbst keine Waffen und konnten auch ihres Wissens keine aus ihrer Magie erschaffen. Stattdessen attackierten sie mit Lichtmagiekugeln, blendeten ihre Gegner mit reinem Licht oder kämpften gar mit den Fäusten. „Arbeitet im Team“, erklang es erneut aus den Reihen der Lichtmagier, „konzentriert euch mehr auf den Fernkampf.“ Perniger lauerte in einer Nebenstraße, dicht an die Wand geschmiegt, auf seinen nächsten Gegner. Ihm gefiel die Aufregung, der Nervenkitzel, es hatte etwas, wie beim Stehlen. Flink sprang er aus seinem Versteck hervor, nutzte den Überraschungsmoment und stieß den Dolch tief zwischen die Rippen des Lichtmagiers. Schmerz krümmend brach dieser zusammen, aber er war nicht alleine. Sein Teampartner schoss direkt mit Lichtmagiekugeln auf Perniger, der etwas überrumpelt mehrfach getroffen wurde. Taumelnd versuchte er sich auf den anderen Lichtmagier zu stürzen. In all der Aufregung hatte er ganz vergessen, dass sein Dolch noch in den Rippen des anderen steckte und musste so seine Fäuste für den Angriff spontan nutzen. Weitere Treffer prasselten auf seinem Körper nieder, ehe Perniger zu Boden fiel, wobei er sich schmerzend zusammen zog und schließlich in schwarzem Rauch vor den Augen des Lichtmagiers verschwand. Dieser beugte sich nun zu seinem Kameraden herunter: „Atme ruhig. Ich werde dich heilen.“ Nachdenklich blickte Verentia zum Schloss des Fürsten. Erneut hatten sie den Kampf verloren. Zwar hatten die Dämonen schließlich noch ein paar Häuser in Brand gesteckt, sowie ein paar Lichtmagier ausgeschaltet, jedoch waren dann die Engel hinabgestiegen. Niemand konnte gegen Licht kämpfen, somit hatten sie sich zurückgezogen. „Ich muss meine Wunden kühlen“, jammerte Perniger, welcher sich über die schmerzenden Stellen rieb, was fast seinen ganzen Körper betraf, „Wenn ihr mich sucht, ich organisiere mir Wasser.“ „Mach was du willst“, kommentierte Falx das nur beiläufig und blickte fragend zu Verentia, „Es sind noch gar nicht alle wieder zurück. Das muss noch nichts heißen.“ Hörbar atmete sie aus: „Ich hatte so gehofft, dass es die Lösung für unser Problem wird, aber jetzt…“ Aus dem Augenwinkel sah Falx noch wie Perniger sich in schwarzem Rauch auflöste und verschwand: „Wir sind gescheitert ok aber das ist nicht der Untergang unseres Volkes. Sieh dich um, wir sind noch da. Solange wir leben, werden wir kämpfen. Schließlich sind wir Dämonen.“ „Du hat ja recht“, entgegnete Verentia, „Und ich repräsentiere alle Dämoninnen in diesem Kampf. Ich darf nicht aufgeben und werde es schaffen.“ Lächelnd nickte Falx ihr zu: „So kennen wir die Ehrfürchtige. Immer stolz und kampfbereit.“ Lichterloh brannten die Häuser auf dem Dorfplatz. Einige Dämonen waren mit anderen normalen Leuten einfach dort aufgetaucht. Im ersten Moment hatte Candidus gedacht, dass es Gefangene waren, Druckmittel oder die Dämonen sie als Schutzschilde nutzen würden, aber nichts von alledem traf zu. Sie nutzten ebenfalls Magie, aber keine leuchtende Magie, sondern dunkle. Die gleiche Magie, welche auch die Dämonen nutzten. Ehe man sich versah, waren die dunklen Magier auf die Bewohner los gegangen und die Dämonen hatten die umliegenden Häuser angezündet. Candidus war zu diesem Zeitpunkt auf dem Marktplatz gewesen und wollte seine Ernte gegen andere Dinge tauschen, so wie es üblich war. Stattdessen fand er sich in einem Kampf wieder. Die Schutzschilde hatten die Angreifer schnell umgangen und griffen mit Schwertern, Dolchen und Messern an. Gabriels Engel kamen schon nach kurzer Zeit zur Hilfe geeilt, aber das Feuer hörte nicht auf zu lodern. „Holt mehr Wasser!“, rief Candidus den anderen Bewohnern zu, die keine Magie besaßen. Er selbst, sowie die anderen Magier versuchten noch immer gemeinsam mit den Engeln, die Angreifer zu vertreiben. Eine kleine Lichtkugel nach der anderen tauchte in ein Element ein und griffen dann permanent die Dämonen und Dunkelmagier an. Candidus attackierte mit Lichtmagiekugeln, blickte sich immer wieder nach seinen Mitstreitern und möglichen Verletzten um: „Nicht nachlassen. Gabriel behütet uns, seine Engel helfen uns. Wir schaffen das.“ Sein starker Glaube an die Fähigkeiten und Gabriel selbst halfen nicht nur ihm, sondern bestärkten auch die anderen Magier. Sie hatten das Licht empfangen, um ihre Liebsten zu schützen und genau das würden sie auch tun. Während die dunklen Magier sich größtenteils auf den Nahkampf konzentrierten, versuchten die Lichtmagier sich von ihnen fern zu halten. Kamen die Dunkelmagier ihnen zu nahe, erzeugten sie konzentriertes Licht, um diese zu blenden und wieder Abstand zu gewinnen. Ihr Glück war es, dass die Dämonen sich tatsächlich im Hintergrund hielten. Allerdings war das Feuer geradezu außer Kontrolle geraten. Die Engel schickten weitere Lichtelfen hinab. Für Candidus und die anderen waren es nur kleine Lichtkugeln, die ihren Weg zum Gegner suchten, dass darin sich eine Art kleines Wesen verbarg, ahnte keiner. Eine Gruppe von Lichtelfen tauchte in die Flammen ein und nahm damit das Element des Feuers an. Gezielt griffen diese die Dunkelmagier an, denn die Engel wussten, dass Dämonen nicht verbrennen konnten. Es würde sie zwar schmerzen, jedoch nicht abschrecken. Die Dunkelmagier schrien jedoch auf, als sie mit den Feuerelfen in Berührung kamen oder warfen sich panisch auf den Boden, wenn ihre Kleidung Feuer fing. Die Hitze des Feuers machte Candidus zu schaffen, während er weiter die Dunkelmagier attackierte. Es wurden weniger. Immer mehr verschwanden einfach in schwarzem Rauch. Die Engel setzten noch einmal nach mit einer neuen Gruppe Lichtelfen, welche erneut ins Feuer eintauchte. Allerdings verließen nicht alle Lichtelfen das Feuer wieder sofort, eine schien zu fehlen. Den Magiern, Dämonen und Dorfbewohnern fiel das gar nicht auf. Viel zu sehr waren sie mit dem eigentlichen Kampf beschäftigt. Ein junger Wolf, etwa im Alter von 20 Jahren, lief unbekleidet aus den Flammen des brennenden Hauses. Er wirkte unverletzt, aber verwirrt. Candidus bemerkte ihn aus dem Augenwinkel: „Bist du verletzt?“ Seltsamer Weise hatte Candidus ihn noch nie dort gesehen, dabei kannten sich alle in dem kleinen Dorf. War er ein Obdachloser, der sich bisher im Dorf versteckt hatte? Es folgte keine Antwort auf Candidus’ Frage. Dieser konnte sich auch nicht groß um ihn kümmern, da er noch immer auf seine eigene Verteidigung achten musste sowie die restlichen Angreifer vertreiben. Der fremde Wolf setzte sich in Bewegung, klopfte sich auf die Brust, als würde er nach Atem ringen und plötzlich schoss ein Feuerstrahl aus seinem Mund, sowie man es sonst von Dämonen nur kannte. Candidus nahm ihn nun natürlich als Gegner war, aber der Fremde schien genauso erschrocken und rannte davon. Kurz überlegte Candidus ihm zu folgen, entschied sich jedoch seine Kameraden nicht im Stich zu lassen. Endlich war auch der letzte Dunkelmagier in schwarzem Rauch verschwunden. Kurz darauf zogen sich auch die Dämonen zurück, welche stattdessen in schwarzen Flammen aufgingen. Die Lichtmagier hatten jedoch keine Zeit sich auszuruhen und begann los zu rennen, um mehr Wasser zu holen. Einige Häuser waren bereits verloren, aber es galt die angrenzenden Häuser zu schützen. Die Engel über ihren Köpfen ließen die Lichtelfen verschwinden, ihre Aufgabe war getan. Die hellen Gestalten stiegen nun wieder höher in den Himmel und verschwanden schließlich. Eimer um Eimer wurde aus dem Brunnen nach oben geholt. „Macht schneller!“ „Die Flammen werden einfach nicht kleiner.“ „Wir brauchen mehr Wasser!“ „Das Feuer breitet sich auf die Felder aus!“ Von überall erklangen die Stimmen. Hatten sie den Kampf wirklich gewonnen? Von dem Dorf würde vermutlich nichts als Asche bleiben. Candidus blickte in den Himmel: „Gabriel, bitte, wenn ihr irgendwas tun könnt, dann bitte helft uns.“ Sie würden es unmöglich alleine schaffen über die Flammen Herr zu werden. Zwischen dem ganzen Rauch, welcher zum Himmel zog, schienen sich auch andere Wolken zu bilden. In Candidus keimte ein Hoffnungsschimmer auf: „Regen, bitte lass es regnen.“ Tatsächlich zuckte ein Blitz zwischen den Wolken entlang, es donnerte und dicke Regentropfen ergossen sich in einem wahren Wasserschwall über das Dorf. Die Bewohner blieben stehen, steckten teilweise die Arme aus und ließen den Regen dankbar auf sich hinab prasseln. Es war ein wahres Wunder. Das Feuer erlosch, der Geruch von nasser Asche war überall im Dorf. Viele der Dorfbewohner, welche im Zentrum lebten, hatten alles in den Flammen verloren. Langsam begann der Regen nachzulassen und der Verlust sowie das ganze Ausmaß der Vernichtung wurde den Dorfbewohnern bewusst. Es waren die Überreste eines Schlachtfeldes. Candidus hatte selbst nicht viel, aber sein Haus stand weiter abseits des Dorfes und war somit verschont geblieben: „Ich kann ein paar Leute aufnehmen bis wir die Häuser wiederaufgebaut haben. Sicher haben auch andere Platz.“ Er blickte sich um, zustimmend nickten einige Leute: „Wer keinen Schlafplatz hat, kommt bei Nachbarn und Freunden unter. Das kriegen wir schon hin.“ Man konnte die Erleichterung der nun Obdachlosen spüren, sie würden nicht elendig auf der Straße sterben. Müde blickte Candidus auf sein Feld. Er hatte Glück gehabt und seiner Familie war nichts geschehen. Dennoch machte er sich sorgen, denn die Kämpfe würden sicherlich nicht so bald enden. Sein Leben als Bauer war ihm immer genug gewesen, jetzt nutzte er Magie. Es schien noch immer etwas befremdlich. Schützend hielt er sich den Arm vor Augen, als ein grelles Licht vor ihm auftauchte aus welchen Gabriel erschien: „Ihr habt euch gut geschlagen heute.“ Einen kurzen Moment brauchte Candidus noch, ehe er respektvoll antwortete: „Eure Engel haben uns viel geholfen. Ohne euch, eure Magie, eure Engel… wir wären alle tot. Wir alle sind euch unendlich dankbar.“ „Du hast einen starken Glauben“, bemerkte Gabriel lächelnd, „und die Lichtmagier brauchen einen Anführer. Ich möchte dir die Krähenmagie geben.“ „Ich bin doch nur ein Bauer, ich weiß doch gar nicht, was diese Krähenmagie sein soll. Ihr solltet jemand andern auswählen. Jemanden in einer höheren Position“, protestierte Candidus doch etwas erschrocken über Gabriels Vorschlag. „Es ist eine besondere Magie“, erklärte Gabriel in ruhigem Ton, „Eine stärkere Form der Lichtmagie. Ich habe dieser Magie die Form einer Krähe gegeben, als Symbol der Bindung zwischen Leben und Tod. Außerdem hat die Lichtmagie noch viel mehr Möglichkeiten, als ihr bisher nutzt. Ich denke, du bist der Richtige, um dein Volk, das Volk der Lichtmagier, zu führen.“ „Ich habe keine Ahnung, wie man ein Volk führt“, widersprach er erneut und blickte etwas hilflos zu Gabriel, „So sehr mich euer Angebot auch ehrt.“ Lächelnd hob Gabriel die Hand und legte sie Candidus auf die Brust: „Ich werde dir helfen, du bist nicht alleine. Dein Glaube ist deine größte Stärke. Vergiss das nicht.“ Dann begann Candidus zu leuchten, immer stärker und stärker. Er schloss die Augen, entspannte sich aber schnell, da das Licht sich warm und freundlich anfühlte. Das Licht verschwand in seinem Körper und ein hellgraues Krähensymbol erschien über seinem linken Auge. Es wirkte wie eine Fellzeichnung, ungewöhnlich, aber natürlich. Candidus blickte auf seine Hände und dann unschlüssig zu Gabriel: „Es fühlt sich nicht viel anders an.“ „Deine Kinder sollen es auch bekommen. Wenn du einmal nicht mehr bist, müssen sie sich selbst verteidigen können und ihr Volk führen“, erklärte Gabriel ihm sanft, „Keine Sorge, sie werden es einmal besser beherrschen als du. Sie wachsen damit auf und es wird schnell ein normaler Bestandteil ihres Lebens.“ Candidus drehte sich zu seinem Haus: „In Ordnung, ich werde sie holen. Wartet kurz hier.“ Schnellen Schrittes ging er ins Haus, um seine Tochter und seinen Sohn zu Gabriel zu bringen. Auch wenn ihn die Situation noch überforderte, vertraute er Gabriel vollkommen. Zum Wohle seiner Familie würde er zu dem Anführer werden, denn Gabriel in ihm sah. Die Zweifel musste er beiseite schieben. Erneut zeigte ihm Gabriel, wie er eine Magiekrähe heraufbeschwor. Es war wie eine Lichtmagiekugel, nur dass es die Gestalt einer Krähe an nahm und wesentlich konzentrierter war. Bisher hatte Candidus damit erhebliche Probleme. Zwar konnte man einen Hauch von Flügeln erkennen, während er die Magie bündelte und versuchte ihr eine Form zu verleihen, jedoch brauch das Konstrukt jedes Mal wieder zusammen. „Du darfst dich nicht so verkrampfen. Denk an schöne Dinge, die Personen, die dir wichtig sind und lass deine stärkten positiven Gefühle sanft durch deinen Körper gleiten. Es ist wie ein Fluss und am Ende dessen entsteht ein prachtvoller See“, erklärte Gabriel ihm geduldig. Mit tiefen Atemzügen versuchte Candidus sich selbst zu entspannen und nahm einen neuen Versuch in Angriff: „Fließen lassen.“ Konzentriert versuchte er seine tiefsten Gefühle in den Magiefluss umzuwandeln. Statt einer Krähe entstand ein grelles Licht, welches wie ein kurzes, aber sehr starkes Aufblitzen die nähere Umgebung blendete. „Mach eine Pause und übe für dich später weiter. Wenn du es geschafft hast, werde ich wiederkommen und dir zeigen, wie du sie lenkst und noch größer bekommst. Für heute soll das aber reichen“, meinte Gabriel lächelnd, „Du machst das wirklich gut, Candidus. Zerbrich dir nicht so viel den Kopf.“ Nickend, aber etwas geknickt, stimmte Candidus diesem zu: „Vielen Dank für alles. Ich kann das wirklich nicht oft genug sagen.“ „Bevor ich jetzt gehe, Candidus“, begann Gabriel erneut, als wäre ihm noch etwas Wichtiges eingefallen, „Ich werde es alle Lichtmagier wissen lassen, dass du ihr Anführer bist und von mir ausgewählt wurdest. Niemand wird dich in Frage stellen. Das Volk der Lichtmagier soll ein Volk von Beschützern und Bewahrern sein. Ich bin mir sicher, dass du genau das vermitteln wirst.“ Ehe Candidus darauf noch etwas erwidern konnte, verschwand Gabriel im grellen Licht und nichts als eine weiße Feder blieb, welche sich ebenfalls auflöste. „Ich soll eine Pause machen…“, seufzte er und ging zu seinem Haus, „Wie soll ich mich denn mit all diesen Dingen im Kopf entspannen?“ Es waren inzwischen einige Monate vergangen seit dem Candidus die Krähenmagie von Gabriel erhalten hatte. Mit viel Übung konnte er schließlich diese auch meistern. Die Häuser des Dorfes waren zum Großteil wiederaufgebaut worden, allerdings hatten sie zwischenzeitlich immer wieder einige Rückschläge durch den Angriff der Dämonen und Dunkelmagier. Candidus hatte begonnen die Lichtmagier besser einzuteilen, dabei hatte er drei Gruppen gebildet. Die beiden größten Gruppen bestanden einmal aus den Lichtmagiern, die sich auf die Verteidigung spezialisierten und somit das Schutzschild versuchten optimal einzusetzen. Zum anderen gab es die Gruppe der Magier, die in den direkten Nah- oder Fernkampf gingen. Diese spezialisierten sich auf die Angriffsmagie, Geschwindigkeit und Strategie. Neben diesen beiden größeren Gruppen gab es die Gruppe der Heiler. Sie konzentrierten sich darauf die Verletzten zu versorgen und Krankheiten vorzubeugen oder zu bekämpfen. Diese neue Aufteilung hatte sich schon nach kurzem sehr bewährt. Gut verteilt schafften es die Lichtmagier sogar den Großteil des Dorfes durch einen riesigen Schutzschild zu schützen. Somit wurden die Kämpfe im äußeren Bereich ausgetragen und die Nichtmagier konnten sich so im Dorfinnern in Sicherheit bringen. „Habt ihr alles?“, vergewisserte sich Candidus erneut bei seiner Frau und den Kindern. Nachdem er erfolgreich das Dorf zu seinem sichereren Ort gemacht hatte, wollte er nun weiter ziehen zu anderen Dörfern und Städten. Er hatte das Gefühl, dass Gabriel so etwas erwartete, damit er überall die Lichtmagier unterstützen konnte. Von ihnen hing es schließlich ab, ob sie vom Fürsten der Finsternis unterworfen werden würden oder ob sie hoffentlich in eine Zukunft gingen, die ihnen allen Frieden brachte. „Wir können los“, bestätigte ihm seine Frau, „Ich hoffe, wir bereuen diesen Entschluss nicht.“ „Gabriel wird mit uns sein“, entgegnete Candidus und blickte dann in den Himmel, „Er wacht über uns alle.“ Voller Dreck und Asche stand Perniger vor dem Erdloch in welchem er seine Schätze versteckte. Immer und immer wieder griff er in seine Tasche und holte neue Goldstücke hervor, die er hin abfallen ließ. Fröhlich grinste er in sich hinein: „Wenn ich so weiter mache, brauche ich bald ein größeres Loch.“ Durch die vielen Kämpfe mit den Lichtmagiern in den letzten Monaten hatte er es immer schwieriger in einigen Orten dort Geld auszugeben, da man ihn als Dunkelmagier erkannte und direkt Angriff. Daher achtete er immer mehr darauf nur noch Orte aufzusuchen, in denen er noch keinen Angriff mitgemacht hatte. Immer wieder blickte er sich um, ob nicht doch jemand in den Wald kommen würde und sein Versteck entdeckte. Schließlich könnte man das Klimpern der Goldmünzen noch ein Stück weiter hören. Perniger würde dann auch nicht davor zurück schrecken den ungebetenen Gast zu töten. „Noch einmal“, sprach Perniger zu sich selbst und griff erneut in seine Taschen, um eine weitere Ladung Goldmünzen hervor zu holen. Diese ließ er ebenfalls in sein Schatzloch fallen, ehe er zu seiner Schaufel griff und dieses Stück für Stück wieder mit Erde zuschüttete. Sicherlich hätte er sich davon ein Haus kaufen können, gut leben können und dennoch weiterhin in Satans Diensten stehen, jedoch hatte Perniger zu viel Angst, dass er selbst bestohlen werden würde. Daher zog er es vor seinen Schatz weiterhin zu vergraben und immer mal wieder zu mehren. Glücklicher Weise war Damons Bein gut verheilt, aber daran hatte er auch niemals gezweifelt. Dämonen waren da ziemlich resistent und ihr Körper heilte gut, meist ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Da Damon keine offene Wunde gehabt hatte, war auch keine Narbe zu sehen. Gerade war Damon auf Portunus unterwegs, lief über eine weite Ebene und wusste nicht so genau wohin er eigentlich wollte. Dimicatio war wieder zu seinem sogenannten Schattentor zurückgekehrt. Auf seine Unterstützung brauchte er nicht zu warten. Die meiste Zeit war Damon in der Wüste auf dem Kontinent Fidius unterwegs gewesen. Da er wie die meisten Dämonen weder Wasser noch Nahrung brauchte, hatte es auch keine Eile gehabt. Wäre er ein Blutdämon, hätte er auf die Blutspende eines anderen Dämons hoffen oder aber schnellstmöglich eine der wenigen Wüstenstädte und -dörfer der Sterblichen erreichen müssen. Doch Damons Fähigkeit war die Wiedergeburt. Noch immer wusste er nichts davon, dass Satan die Dämonen nicht getötet, sondern nur versklavt hatte. Damon blieb verwundert stehen und blickte zu dem Dorf, welches sich unweit von ihm befand. Rauchschwaden stiegen empor und färbten den Himmel schwarz. Die Sonne stand bereits tief, welches dazu führte, dass Damon nicht gleich erkannte, dass die Flammen in dem Dorf ebenfalls pechschwarz und nicht rötlich-orange waren. Dennoch hatte seine feine Dämonennase den Geruch eines anderen Dämons aufgefangen. Er glaubte nicht, dass es Dimicatio wäre. Dessen Geruch war auch eher mild und leicht im Gegensatz zu den meisten Dämonen. Dieser Geruch wirkte schwer und hatte die starke Anhaftung von Asche, welches jedoch durch das Feuer kommen konnte. Entschlossen dem nachzugehen lief Damon auf das brennende Dorf zu. Vielleicht hatte noch ein Dämon überlebt, aber was würde dieser in einem Dorf machen? Ein Blutdämon auf Nahrungssuche? Hatte er das Feuer verursacht? Warum? Es erschien überhaupt keinen Sinn zu machen. Als er das Dorf erreichte, bot sich ihm ein fragwürdiger Anblick. Zwischen den Flammen der Häuser kämpften Sterbliche, welche mit Kugeln aus Licht die Dämonen angriffen. Auf anderer Seite die Dämonen, welche nur halbherzig kämpften, unterstützt von weiteren Sterblichen die dunkle Magie beherrschten. Damon verstand die Welt nicht mehr. Er fühlte Erleichterung darüber, dass noch Dämonen lebten, Verwunderung über das, was da geschah und Entsetzen über die Magie, welche auf einmal Sterbliche benutzen konnten. Es schwankte zwischen Glück über die überlebenden Dämonen und Verzweiflung über das, was er mit seiner verrückten Idee angerichtet hatte.
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